Die lesbische Frau im Spiegel

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Du sitzt in einem neuen Freundeskreis. Dir gegenüber sitzt eine attraktive Frau. Du nimmst ihre Haare, ihre Haltung, ihre Ausstrahlung wahr und plötzlich spürst du diese Anziehung. Niemand sonst fällt Dir so ins Auge und raubt Dir deine Aufmerksamkeit wie diese Frau. Tief in dir spürst Du, wie Du angezogen wirst. In Dir wird etwas aufgewühlt. Du schaust schnell weg. Was passiert hier?

Hast Du gerade homosexuelle Empfindungen? Kann es sein, dass Du nun doch homosexuell bist?

Das ist genau die Situation, vor der ich mich unglaublich fürchtete. Auf scheinbar unerklärliche Weise stachen Frauen für mich auf diese Art und Weise immer wieder heraus. Es gab keine Kontrolle darüber und ich konnte mich auch nicht selbst davon lösen. Vielmehr schien dieses Gefühl an mir zu haften, als würde es an mir festkleben. Ich musste mich aktiv davon frei machen. Flüsternd begann ich, Gott um Vergebung und Gnade zu bitten.

Warum fühlte ich mich nicht auch auf diese Weise zu Männern hingezogen?

Vor Jahren fing ich mich ernsthaft damit auseinanderzusetzen, ob ich nun homosexuell war oder nicht. Der Grund und die Basis für meine Überlegungen zu dem Thema bestanden vor allem aus meiner Vorstellung und Wahrnehmung davon, wie es wohl sein musste, homosexuell zu sein. Eine enge Freundin, in Wirklichkeit eine der ersten Personen, die ich liebte, gab mir damals eine Einführung in die Wege und Arten von Homosexualität. Eigentlich hatte ich bis zu meinem Studentenalter nichts davon gehört. Als sich meine Welt intellektuell öffnete, öffnete sich auch mein Verständnis für Homosexualität ganz neu.

Zuerst sah ich das Thema Homosexualität durch ganz unterschiedliche Brillen. Natürlich habe ich es durch die „Beziehungsbrille“ gesehen, ich habe den Lesbianismus aber auch als sehr befähigend wahrgenommen. In meinem Umfeld versprach der Lesbianismus ein großes Maß an Unabhängigkeit und Identität und war dadurch sehr ansprechend für mich. Außerdem half mir die Homosexualität dabei, Beziehungen zu Frauen aufzubauen – etwas, das mir bis dahin nicht besonders gut gelungen war.

Ich fing an, meine Sehnsüchte zu kultivieren und aktiv nach Frauen zu suchen, zu denen ich mich hingezogen fühlte, weil ich mir dadurch Erfüllung erhoffte. Ich suchte nach Frauen, von denen ich dachte, sie wären meine Seelenverwandten. Ich glaubte unterbewusst, weniger Energie investieren zu müssen, um die Frau, zu der ich mich hingezogen fühlte, kennenzulernen, weil diese Anziehung doch praktisch eine Garantie für eine Verbindung war. Dennoch endeten überraschenderweise sehr wenige dieser anfänglichen Flirts in mehr als nur einer kurzen Freundschaft oder einem One-Night-Stand.

Das ist doch ganz normal, wenn man versucht, eine neue Beziehung aufzubauen – so dachte ich.

Als ich jedoch Jesus näher kennenlernte, zog eine neue Stimme und damit ein neuer Dialog in meinem Leben ein. Irgendwie entstand tief in mir eine Sehnsucht, etwas zu erleben, das tiefgründiger und geistlicher Natur war. Dieser Drang fühlte sich so stark an, als hinge mein Leben davon ab. Und vielleicht tat es das in gewisser Weise auch. Ich war weit davon entfernt, emotional und körperlich gesund zu sein, als ich Jesus kennenlernte. Ich erinnere mich noch genau an das erste Mal, als ich seine Stimme hörte und von anderen unterscheiden lernte. Ich war in einem Kinderseminar meiner Gemeinde, das von Jennifer Toledo geleitet wurde. Sie brachte uns bei, wie wir Jesus hören und ihm antworten können.

Ich werde den Moment nie vergessen, als ich mit all diesen Kindern da saß und Gottes Stimme zum ersten Mal bewusste hörte und erkannte.

Ausgehend von diesen Unterhaltungen bat ich den Heiligen Geist darum, mir dabei zu helfen, vieles in meinem Leben besser zu verstehen: die Bibel, die Geschichte und Vergangenheit sowie die Kultur, in der ich lebe, aber auch mein eigenes Leben. Wer bin ich? Das fragte ich mich. Ich hatte nur eine vage Vorstellung meiner Persönlichkeit, meiner Fähigkeiten und meines Auftretens. Ich realisierte, dass ich mein Leben oftmals als Reaktion gelebt hatte… als Reaktion auf meine Eltern, meine Freunde, meine Kollegen, die mir Unterstellten, meine Bipolare Störung, meine Schwächen… vor allem meine Schwächen. Als eine Liebhaberin jedoch, als homosexuelle Frau, fühlte ich mich stark und proaktiv. Jedes Mal, wenn ich meine Aufmerksamkeit darauf richtete, nahm ich eine feine innerliche Verschiebung und einen Unterschied in mir wahr.

War das, weil ich bereits als homosexuelle Person geboren worden war? Vielleicht waren das meine Art von Menschen? Vielleicht gehörte ich in die LGTBQ-Community? Oder war Lesbianismus tatsächlich eher eine Reaktion auf etwas?

Fragen kamen auf. Wenn ich „mich selbst“ nicht klar wahrnehmen kann, wie ist dann meine Wahrnehmung einer anderen Frau einzuordnen? Ist es wirklich eine sexuelle Anziehung, die einer „normalen“ Anziehung gegenüber Männern verglichen werden kann?

Ich kam zu dem Schluss, dass dies nicht der Fall war. Diese essenzielle Entscheidung gab mir die nötige Kraft dafür, mich vom Lesbianismus zu lösen. Ich verstand, dass etwas in meinem Verlangen nach Frauen verschoben und fehlgeleitet war. Es war wohl auch eine Reaktion.

Ich realisierte immer mehr, dass diese Anziehung, dieses tiefe Ziehen, aus meinem tiefsten Inneren kam. Und so begann ich jedes Mal, wenn ich diese Anziehung spürte, Gott zu fragen: „Was erlebe ich hier gerade?“ Voller Treue schenkte er mir Antworten in Form von herausfordernden und zugleich heilenden Erklärungen, die diese fehlgeleiteten Sehnsüchte auflösten (und in die entgegengesetzte Richtung umkehrten).

Eines Tages war ich in einem feministischen Bücherladen. Bevor ich „ausgestiegen“ war, war ich oft dort gewesen. Als ich so durch die Bücher und Magazine blätterte, forderte mich Gott auf, mir eine Mitarbeiterin des Buchladens anzuschauen, die gerade Bücher zurück in die Regale räumte.

„Wärst du mit ihr ausgegangen? Hättest Du diese Frau auf ein Date gefragt, Elizabeth?”

Hinter dem Tresen stand eine schlanke Frau, kurze Haare, intelligent, sportlich, natürlich. Ganz sanft flüsterte Gott dann:

„Beschreibe sie.“

Als ich ihm diese Beschreibung darlegte, unterbrach er mich:

„Wie siehst Du aus, Elizabeth?”

„Kurzhaarig, natürlich, intelligent, sportlich…Warum, Gott?“

„All deine Liebhaberinnen waren wie Du, Elizabeth. Du hast Dich selbst gesucht (während Du aktiv versucht hast, Dich umzubringen) und dennoch fühltest Du dich nur zu Frauen hingezogen, die dir sehr ähnlich waren.“

„Deine Bemühungen, diese Frauen zu lieben, waren unterbewusst Bemühungen, Dich selbst zu lieben“

Später habe ich oft klar die Momente erkennen können, in denen ich mich verglichen habe, eifersüchtig war oder diese Frauen sogar angehimmelt habe. Jede Episode einer Anziehung war eine zeitlich perfekt abgestimmte rote Flagge für einen Moment der Unsicherheit, des Mangels oder der Schwäche – und Jesus war dazu bereit, sie alle zu konfrontieren und zu klären. Er wurde zu meinem doppelten Boden, meiner Sicherheit, meiner Heilsalbe und meinem Mentor. Die negativen Auslöser wurden zu Chancen für echte Heilung, die mich letztendlich in eine nachhaltige Ganzheit und Fülle führten.

Falls das auch Deine Geschichte ist, lass mich Dir versichern, Jesus wird antworten. Er hat Antworten, Einblicke und Erkenntnisse für und über Dich und dein Leben, die er mit Dir teilen möchte. Er liebt Dich mit einer endlosen Liebe, die Dich wertschätzt und sich daran freut, wenn Dinge aufgedeckt werden. Ich lade Dich ein, das folgende Gebet mit mir zu sprechen:

„Jesus, danke, dass Du siehst, wo ich gerade stehe. Du kennst mich und ich möchte Dich kennen. Zeig mir, wie ich Deine Antworten für mein Leben finden kann. Lass mich die Tiefen Deiner Liebe erkennen, die mich wieder ganz machen und Heilung in mein Leben bringen.“